Sonntag, 15. Dezember 2019

Indien 2019 - Tag 7 - Heimat von Pfarrer Roy

24.11.2019 

Heute ist für viele von uns ein besonderer Tag, wir besuchen die Heimat unseres Pfarrers Roy. Das war so der Grundgedanke, um diese Reise überhaupt zu planen und durchzuführen. 

Von unserem Hotel in Cochin aus fahren wir durch das schöne Land Kerala in die Heimatkirche von Pfarrer Roy. Dort werden wir am Gottesdienst für die Kinder teilnehmen und Pfr. Roy wird ihn zelebrieren. Wieviele Kinder dort waren, kann ich nicht sagen, es waren so viele. Wir wurden so herzlich begrüßt, jeder von uns bekam von einem Kind eine Rose überreicht. Dann begann der Gottesdienst. Die Kinder saßen oder standen in der Mitte der Kirche, wir auf Bänken rechts und links davon. Es ist beeindruckend, wenn soviele Kinder aus voller Brust singen. Das war wirklich rührend. 




Reisfeld einmal schon bepflanzt (oben) und einmal für das Pflanzen vorbereitet (unten) 
 














Im Anschluß an den Gottesdienst wurden wir draußen empfangen und eine Tanzgruppe zeigte uns einen Tanz. Dazu wurde live gesungen. Wir ließen uns nicht lumpen und sangen ein extra einstudiertes Lied in der Landessprache Malayalam. Frenetischer Beifall folgte und dann sangen wir mit den Kindern und Erwachsenen gemeinsam, wieder einmal ist die Musik ein so verbindendes Element. Es war so ein herzlicher Umgang, wir konnten uns nur schwer lösen und diesen mehr als gastlichen Ort verlassen. Vorher hatten wir die Gelegenheit, das Grab des Vaters von Pfr. Roy zu besuchen und dort ein Gebet zu sprechen. 

Es ging Schlag auf Schlag, anschließend fuhren wir in das Heimatdort und besuchten seine Mutter und die Familie seines Bruders zu Hause. Auch eine Schwester, die Nonne ist und eine weitere Schwester mit ihrer Tochter machten ihre Aufwartung. Es gab Kokosnüsse und Bananen und auch eine unglaublich große Gastfreundschaft. Wenn wir auch nur mit Händen und Füssen kommunizieren konnten, hat das doch wunderbar geklappt. 



Ein weiteres sehr berührendes Erlebnis stand dann an. Im letzten Jahr wurde die Gegend durch eine beispiellose Flut heimgesucht. Viele Menschen, auch viele Bekannte von Pfr. Roy, verloren ihr Leben und viele Menschen ihr Hab und Gut. Wir haben damals, einfach berührt durch die Sorge von Pfr. Roy um seine Lieben, eine spontane Spendenaktion ins Leben gerufen. Und unsere Langensendelbacher, Bräuningshöfer und Marloffsteiner Mitchristen liessen sich ansprechen und spendeten innerhalb von einer Woche den sagenhaften Betrag von € 17.000. Dieses Geld wurde verwendet, um ein Haus für ein Ehepaar, das besonders schlimm betroffen war, zu bauen. Und genau dieses Haus durften wir besuchen. Und auch das Ehepaar ließ es sich nicht nehmen, extra vom Reisfeld nach Hause zu kommen, um uns ihr Haus zu zeigen. Das war wirklich anrührend für uns, zu sehen, wie wir so tätig helfen konnten, einfach großartig. 



Mittagessen gab es dann in einer Oase, ich kann es nicht anders sagen, was für ein wunderbarer Ort, um einfach mal gut zu essen, sich zu unterhalten und sich ein bisschen auszuruhen. Es heißt "Memories" und daran werden wir auch wirklich noch lange denken. 





Unsere nächste Station an diesem Tag, es ging wirklich Schlag auf Schlag, war "Asha Bhavan", das "Haus der Hoffnung". Das ist ein Behindertenheim, welches bis heute 1026 Kinder ausgebildet und begleitet hat. Derzeit sind 100 Kinder im Haus. Sie gehen zur Schule, stellen kleine Handarbeiten her und arbeiten im Haus und Garten mit. Sie sind von 4 - 40 Jahre alt, manche wohnen im Haus, andere kommen jeden Tag hierher, unabhängig von Religion und Kastenzugehörigkeit. 









Die Kinder haben sich große Mühe gegeben und singen und tanzen für uns. Die Leiterin erklärt uns das Konzept des Hauses, welches vor allem unsere Marloffsteiner Mitchristen seit Jahren finanziell unterstützen. Es ist super, zu sehen, wohin das Geld fließt und wie sinnvoll und bereichernd es für die Kinder eingesetzt wird. Auch unsere Ministranten haben aus dem Erlös des Schletterns im letzten Jahr einen Spendenbetrag zurückbehalten und Kilian und Philipp überreichen ihn zusammen mit Spielsachen und Süßigkeiten, worüber die Freude bei den Kindern groß ist. 

Nun steht noch ein Besuch im Priesterseminar, in dem Pfr. Roy drei Jahre lang studiert hat, an. Wir werden auch hier begeistert und mit großem Applaus von den 72 Studenten, die derzeit hier sind, empfangen. Sie machen hier sozusagen die Grundausbildung und studieren dann an anderen Seminaren weiter. Es sind teilweise sehr junge Männer, die uns begrüßen. 









Vor dem Essen besuchen wir den 6ha großen Garten, der zum Seminar gehört. Hier ist ein Garten Eden, es wächst alles, was man sich nur vorstellen kann: Ananas, viele Sorten Bananen, Mangos, Papayas, Muskatnüsse, Kräuter in Massen und noch vieles mehr. Auch eine eigene Landwirtschaft mit Viehhaltung gibt es. 

Dann betreten wir das Haus und werden vom Regens und dem Spiritual des Hauses begrüßt. Der Regens, ich meine, sein Name ist Sebastian, hat gemeinsam mit Roy studiert. Er führt uns durch das Haus und in die Kapelle, wo wir unsere Abendandacht halten. 






Dann geht es in den Speisesaal zum Abendessen. Vorher singen die Seminaristen noch für uns, erst in ihrer Heimatsprache Malayalam, dann in ihrer liturgischen Sprache, die sehr dem syrischen ähnelt und dann uns zu Ehren auf Deutsch "Segne du Maria". Gänsehaut pur und bald sangen alle gemeinsam, die Seminaristen und wir alle aus vollem Hals. Ich war so gerührt, das war einfach unglaublich. 



Ein Seminarist zeigte dann noch einen wirklich beeindruckenden Ausdruckstanz und dann kam auch noch der Erzbischof der Diözese Changenacherry, um mit uns zu essen. Dann gab es Abendessen, natürlich mit viel Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten. 







Nach dem Essen fuhren wir wieder zurück ins Hotel. Was für ein wunderbarer und berührender Tag für uns alle. 




Ich wünsche dir Augen,  mit denen du einem Menschen ins Herz schauen kannst und die nicht blind werden, wenn es darum geht, die Erwartungen an dich zu erkennen. 


Ich wünsche dir Ohren, mit denen du auch Zwischentöne wahrnehmen kannst und die nicht taub werden beim Hören auf das, was den anderen erfreut und was ihn belastet. 

Ich wünsche dir einen Mund, der das Unrecht beim Namen nennt und der nicht verlegen ist um ein Wort des Trostes und der Aufmunterung zur rechten Zeit. 

Ich wünsche dir Hände, mit denen du zärtlich liebkosen kannst und mit denen dir Versöhnung gelingt, Hände, die nicht festhalten wollen, sondern teilen können. 

Ich wünsche dir Füße, die dich auf den Weg bringen zu dem, was wirklich wichtig ist und die nicht stehen bleiben, wenn entscheidende Schritte getan werden müssen.

Ich wünsche dir ein Rückgrat, mit dem du aufrecht und aufrichtig leben kannst und das sich nicht beugt vor Unterdrückung, vor Unrecht und willkürlicher Macht. 

Ich wünsche dir ein Herz, in dem viele Menschen zu Hause sind, ein Herz,  das nicht müde wird, Menschen glücklich zu machen und das auch dich selbst immer erfreut.

Seid behütet 
Eure Karin 

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