Samstag, 30. April 2016

30.04.2016

Die sternklare Nacht ließ es schon erahnen, heute Morgen erwartet uns ein eiskalter Tag. Wir verlassen nach dem Frühstück Rabanal und machen uns auf den Weg. Ein steiniger Weg steigt durch eine Heidelandschaft an.










Nach 5 km erreichen wir Foncebadon. In meinem Pilgerführer aus dem Jahr 2008 steht, das das Dorf beinahe ausgestorben ist. Seit dieser Zeit hat sich viel getan: vier Cafes sind für die Pilger da, ein kleiner Supermarkt sichert die Versorgung,  In der Kirche versammeln wir uns und halten unseren Morgenimpuls, froh, der Kälte ein paar Minuten zu entkommen. Der Weg hierher ist steil und teilweise überflutet. Schlamm und große Pfützen sind zuhauf vorhanden.





Ein Cafe suchen wir uns aus und wärmen uns dort auf. Es ist ein Cafe, ein Supermarkt und ein Souvenirladen in einem.





Weiter geht es in Richtung Eisenkreuz,  das berühmte Cruz de Ferro. Das Kreuz selbst, das sich auf 1490 m erhebt, ist sehr klein, aber es ist an der Spitze eines 5 m hohen Pfahles befestigt. Diese Pfahl steckt in einem Steinhügel, der mit jedem Stein wächst, den die vorbeikommenden Pilger dort niederlegen. 



Mein Floristein, den ich die ganze Zeit schon mit mir trage, werde ich hier beim Kreuz niederlegen. Ich lege meinen ganzen Schmerz darüber nieder, dass ich diesen wunderbaren kleinen Mann nicht mehr bei mir habe.
Meinen Schmerz und meine Trauer, die haben hier einen guten Platz. Meinen Flo trage ich für immer in meinem Herzen.









Nun erreichen wir tatsächlich ein verlassenes Dorf, Manjarin, auf 1460m.




Ein einzelner Mann lebt noch hier, Tomas. Seine Herberge ist jedoch wenig vertrauenserweckend. Wir sind uns einig, dass wir hier nur im allergrößten Notfall übernachten möchten. Außen herum stehen viele verfallene Häuser des verlassenen Dorfes. 



Aber irgendwie urig ist der Platz schon.




Immer noch führt uns der Weg aufwärts. Als wir eben endlich oben angekommen sind, geht es auf der anderen Seite sehr steil bergab. 

Wir sind heilfroh, dass das Wetter einigermaßen hält. Zwar hat es in der Nacht geregnet, so dass viele Pfützen und Bodendeckerpflanzen unter Wasser stehen, aber die Steine sind weniger rutschig. Wir hatten schon öfters Abstiege im Regen, das ist einfach immer nur gefährlich. Nach insgesamt 16 km erreichen wir El Acebo, mittlerweile sind wir wieder auf 1156 m abgestiegen.



Nun sind wir schon im Bierzo-Tal. Auch hier spricht mein Pilgerführer aus dem Jahr 2008 von einem verlassenen Dorf. Heute reiht sich hier Laden an Laden. Eine einladende Herberge kommt uns gerade recht zu einer Pause.


El Acebo bedeutet Stechpalme. Die Häuser haben Außentreppen und Schindeldächer und sind manchmal durch überdachte Gänge miteinander verbunden. 
Der Ort wird 1257 zum ersten Mal erwähnt, im 15. Jahrhundert gab es hier ein Hospiz. Gegenüber der Friedhofskapelle befindet sich seit 1988, wo ein deutscher Radpilger einen tödlichen Unfall hatte, ein Denkmal für alle, die auf ihrer Pilgerreise den Tod gefunden haben.



Riego de Ambros ist ein weiteres kleines Dorf, dass wir auf unserem Weg passieren. Steil bergab geht es, steinig und unschön zu laufen. Mein Knie und ich stoßen fast an unsere Grenzen.




Weiter und weiter über schmale und steinige Pfade steigen wir ab. Von der Ferne sehen wir schon unser heutiges Ziel Molinaseca, ein Ort kurz vor Ponferrada. 

Überall auf dem Weg stehen kleine Hütten oder Wohnwägen, wo sich die Pilger verpflegen können.



Da wir jedoch noch ziemlich lange zu laufen haben, lassen wir uns nicht davon abhalten. 

Dieser kleine Kerl lässt sich die Sonne, die mittlerweile recht warm ist, auf den Bauch scheinen. Er lässt sich auch von uns 22 vorbeimarschierenden  Pilgern nicht verschrecken.



Der Weg läuft durch einen Wald, steil und steinig bergab, ich kann es nicht oft genug sagen. Mittendrin steigt er sogar wieder etwas an, es ist nicht einfach zu laufen. Bis auf 620 m steigen wir ab, dann haben wir Molinaseca erreicht.




Nach dieser wieder verschlossenen Kirche, in deren Schatten wir unseren Abendimpuls halten, verlassen wir die Straße und überqueren eine schöne mittelalterliche Brücke namens Puente de los Peregrinos. Sie führt über den Rio Meruelo.






Wir nutzen den schönen Sonnenschein und kehren noch in einem Café nahe der Brücke ein. Dann führt uns unser Weg zur Herberge, ein Jakobus zeigt uns, wohin es geht.


Nach dem Abendessen fallen wir alle müde in unsere Betten. Dieser Tag war wunderschön, aber über die Maßen anstrengend. Über 400 Höhenmeter Anstieg und über 1100 m Abstieg, das muss erst einmal bewältigt und verdaut werden. Aber, wir haben es miteinander und als Gruppe geschafft. Alle sind gesund und munter rauf-  und wieder heruntergekommen, welch ein Geschenk. Dafür bin ich sehr dankbar.




Mögen alle deine Himmel blau sein,
mögen alle deine Träume wahr werden,
mögen alle deine Freunde wahrhaft wahre Freunde
und alle deine Freuden vollkommen sein,
mögen Glück und Lachen alle deine Tage ausfüllen -
heute und immerzu ja,
mögen sich alle deine Träume erfüllen.

Seid behütet
Eure Karin

Freitag, 29. April 2016

29.04.2016

Heute lassen wir uns ein wenig mehr Zeit in der Frühe, da wir unbedingt die Kathedrale von Astorga besuchen möchten. Diese wird jedoch erst um 9:00 Uhr geöffnet. Punkt 9:00 Uhr stehen wir also vor den Pforten des imposanten Gotteshauses.

Wie schon so oft auf unserer langen Pilgerreise ist auch dieses Haus Gottes etwas ganz besonderes. So viele Kirchen haben wir schon besucht, viele von ihnen haben mich nachdrücklich beeindruckt.






Es müssen nicht immer Kathedralen sein, die mich  besonders tief berühren. Auch manche einfache Dorfkirche hat mir schon viel Ruhe und Kraft geschenkt.



Natürlich darf auch in dieser Kirche unser Pilgerpatron Jakobus nicht fehlen.

Ein Glasfenster, das erst 2014 erstellt wurde, zeigt die beiden heiliggesprochenen Päpste Johannes XXIII und Papst Johannes Paul der Zweite.




In der Sakramentenkapelle halten wir unseren Morgenimpuls und gedenken ganz besonders einer uns gut bekannten Frau aus Langensendelbach, die heute Morgen verstorben ist. Wir empfehlen sie Gottes Liebe an und bitten um Trost und Kraft für ihre Familie. 

"Von guten Mächten" singen wir gemeinsam und denken dabei an die trauernde Familie. 

Dann machen wir uns wieder auf den Weg und werfen noch einen Blick zurück auf die schöne Fassade der Kirche.


Nach Rabanal del Camino führt uns heute unser Weg. Den ganzen Tag steigt der Weg stetig an. Ich bin kein Freund von großen Anstiegen, aber dieser Tag heute lässt sich moderat an.




Es zieht sich eine Weile hin, bis wir die Vorstädte von Astorga hinter uns lassen.




Eine kleine Kapelle mit Namen "Ecco Homo" liegt auf unserem Weg. Ein eifriger Mann stempelt unsere Pilgerpässe. Überhaupt sind die Menschen hier sehr freundlich und hilfsbereit.



Heute erwartet uns ein schöner Weg. Heideland und Wälder von immergrünen Eichen wechseln einander ab. Bis nach Santa Catalina de Somoza müssen wir gehen, bevor wir eine Pause machen können.










Hier leben circa 40 Einwohner. Diese aber sind recht geschäftstüchtig. Viele Cafes säumen den Weg. 




Wir suchen uns eines der Cafes aus und lassen uns nieder. 




Weiter geht es auf dem Camino. 





In El Ganso gibt es eine Kirche, die dem heiligen Jakobus geweiht ist. In meinem Pilgerführer steht, dass sich darin ein Taufbecken aus dem Mittelalter befindet. Natürlich ist sie aber verschlossen, so dass wir nicht hinein können. 1142 gab es hier ein Hospiz und ein Kloster. Der ganze Ort ist für die Pilger eingerichtet. Es gibt zwei sehr originelle Cafés.





Die Häuser im Ort sind noch auf traditionelle Weise mit Lehm gebaut und mit Stroh gedeckt. Mitten im Ort treffen wir ein Pferd, das sich jedoch von uns nicht stören lässt.



Hier lässt es sich gut pausieren.



Dann laufen wir an der bereits oben erwähnten Jakobskirche vorbei. Schade, wir wären gerne hineingegangen.



So nehmen wir den letzten Abschnitt unserer heutigen Tour in Angriff. Über weite Felder führt uns der Weg stetig bergauf. 






Wir erreichen Rabanal, unser Tagesziel. Der Ort existierte schon vor dem zwölften Jahrhundert. Ein uralter Pilgerführer zählt Namen von Orten auf, die um 1120 bereits Teil des Jakobsweges waren. Die Templer gründeten in Rabanal eine Niederlassung. Lange war wenig Leben in Rabanal. Erst die Wiederbelebung des Jakobsweges brachte neue Impulse und eine englische Jakobsbruderschaft, die sich des Ortes angenommen hat. 

Außerdem gehören die beiden Kirchen San José und Santa Maria, einst eine Kirche der Templer aus den zwölften Jahrhundert, zum Kloster der Missionsbenediktiner von Sankt Ottilien aus Bayern. Zwei Mönche leben hier und kümmern sich um die Pilger. Pater Pius kommt aus Bayern, war lange Jahre in Kenia als Missionar und ist nun hier in Spanien zusammen mit seinem Bruder für St. Ottilien tätig.










Unsere Herberge befindet sich direkt neben der Kirche Santa Maria. Wir erfahren, dass um 19:00 Uhr die Vesper in der Kirche gebetet wird. Um 21:30 Uhr schließt sich dann das Nachtgebet an, im Anschluss daran wird der Pilgersegen gespendet.




Um 19 Uhr sitzen wir also, wie unzählige Pilger vor uns, in der uralten Kirche.







Nach der Vesper kehren wir in die Herberge zurück, um zu Abend zu essen. Anschließend ist es Zeit zum Nachtgebet. Der Pilgersegen beschließt unseren Tag.

In meinem Dachzimmerchen gehe ich zu Bett. Ich sehe in dem schrägen Fenster oberhalb meines Bettes einen sagenhaften Sternenhimmel. Wie passend für jemanden, der zum Sternenfeld unterwegs ist.


 Ein Kreuz für S.
Gott sei vor dir, um dir den Weg
der Befreiung zu zeigen.
Gott sei hinter dir,
um dir den Rücken zu stärken
für den aufrechten Gang.
Gott sei neben dir, eine gute Freundin
und ein guter Freund
an deiner Seite. 

 

Gott sei um dich wie ein schönes Tuch
und eine wärmende Alpakadecke,
wenn Kälte dich blass macht
und Lieblosigkeit dich frieren lässt.


 
Gott sei in dir und weite Dein Herz,
zu lieben
und für das Leben zu kämpfen.

(aus Irland)



Seid behütet
Eure Karin