Nach 5 km erreichen wir Foncebadon. In meinem Pilgerführer aus dem Jahr 2008 steht, das das Dorf beinahe ausgestorben ist. Seit dieser Zeit hat sich viel getan: vier Cafes sind für die Pilger da, ein kleiner Supermarkt sichert die Versorgung, In der Kirche versammeln wir uns und halten unseren Morgenimpuls, froh, der Kälte ein paar Minuten zu entkommen. Der Weg hierher ist steil und teilweise überflutet. Schlamm und große Pfützen sind zuhauf vorhanden.
Ein Cafe suchen wir uns aus und wärmen uns dort auf. Es ist ein Cafe, ein Supermarkt und ein Souvenirladen in einem.
Weiter geht es in Richtung Eisenkreuz, das berühmte Cruz de Ferro. Das Kreuz selbst, das sich auf 1490 m erhebt, ist sehr klein, aber es ist an der Spitze eines 5 m hohen Pfahles befestigt. Diese Pfahl steckt in einem Steinhügel, der mit jedem Stein wächst, den die vorbeikommenden Pilger dort niederlegen.
Meinen Schmerz und meine Trauer, die haben hier einen guten Platz. Meinen Flo trage ich für immer in meinem Herzen.
Ein einzelner Mann lebt noch hier, Tomas. Seine Herberge ist jedoch wenig vertrauenserweckend. Wir sind uns einig, dass wir hier nur im allergrößten Notfall übernachten möchten. Außen herum stehen viele verfallene Häuser des verlassenen Dorfes.
Immer noch führt uns der Weg aufwärts. Als wir eben endlich oben angekommen sind, geht es auf der anderen Seite sehr steil bergab.
Wir sind heilfroh, dass das Wetter einigermaßen hält. Zwar hat es in der Nacht geregnet, so dass viele Pfützen und Bodendeckerpflanzen unter Wasser stehen, aber die Steine sind weniger rutschig. Wir hatten schon öfters Abstiege im Regen, das ist einfach immer nur gefährlich. Nach insgesamt 16 km erreichen wir El Acebo, mittlerweile sind wir wieder auf 1156 m abgestiegen.
Nun sind wir schon im Bierzo-Tal. Auch hier spricht mein Pilgerführer aus dem Jahr 2008 von einem verlassenen Dorf. Heute reiht sich hier Laden an Laden. Eine einladende Herberge kommt uns gerade recht zu einer Pause.
El Acebo bedeutet Stechpalme. Die Häuser haben Außentreppen und Schindeldächer und sind manchmal durch überdachte Gänge miteinander verbunden.
Der Ort wird 1257 zum ersten Mal erwähnt, im 15. Jahrhundert gab es hier ein Hospiz. Gegenüber der Friedhofskapelle befindet sich seit 1988, wo ein deutscher Radpilger einen tödlichen Unfall hatte, ein Denkmal für alle, die auf ihrer Pilgerreise den Tod gefunden haben.
Riego de Ambros ist ein weiteres kleines Dorf, dass wir auf unserem Weg passieren. Steil bergab geht es, steinig und unschön zu laufen. Mein Knie und ich stoßen fast an unsere Grenzen.
Weiter und weiter über schmale und steinige Pfade steigen wir ab. Von der Ferne sehen wir schon unser heutiges Ziel Molinaseca, ein Ort kurz vor Ponferrada.
Überall auf dem Weg stehen kleine Hütten oder Wohnwägen, wo sich die Pilger verpflegen können.
Dieser kleine Kerl lässt sich die Sonne, die mittlerweile recht warm ist, auf den Bauch scheinen. Er lässt sich auch von uns 22 vorbeimarschierenden Pilgern nicht verschrecken.
Der Weg läuft durch einen Wald, steil und steinig bergab, ich kann es nicht oft genug sagen. Mittendrin steigt er sogar wieder etwas an, es ist nicht einfach zu laufen. Bis auf 620 m steigen wir ab, dann haben wir Molinaseca erreicht.
Nach dieser wieder verschlossenen Kirche, in deren Schatten wir unseren Abendimpuls halten, verlassen wir die Straße und überqueren eine schöne mittelalterliche Brücke namens Puente de los Peregrinos. Sie führt über den Rio Meruelo.
Wir nutzen den schönen Sonnenschein und kehren noch in einem Café nahe der Brücke ein. Dann führt uns unser Weg zur Herberge, ein Jakobus zeigt uns, wohin es geht.
Nach dem Abendessen fallen wir alle müde in unsere Betten. Dieser Tag war wunderschön, aber über die Maßen anstrengend. Über 400 Höhenmeter Anstieg und über 1100 m Abstieg, das muss erst einmal bewältigt und verdaut werden. Aber, wir haben es miteinander und als Gruppe geschafft. Alle sind gesund und munter rauf- und wieder heruntergekommen, welch ein Geschenk. Dafür bin ich sehr dankbar.