2014 - und weiter gehts!
Nun bin ich schon im letzten Jahr angekommen, ab Samstag machen wir uns auf unsere 2015er Etappe und da werde ich versuchen, jeden Tag einen kleinen Eindruck mit Bildern in den Blog zu stellen.
Aber erstmal 2014, damit die Sammlung komplett ist :)
Im April sind wir gestartet und sind mit unserem Bus von daheim aus über Beaune, wo wir das weltbekannte Hotel Dieu besichtigt haben, nach Le Puy-en-Velay gefahren.
Mir war es wichtig, dass wir unsere langen An- und Heimfahrten mit einer kurzen kulturellen Station auf dem Weg unterbrochen haben. 2015 wird das nicht mehr gehen, da wir mit dem Flugzeug direkt von München nach Bilbao fliegen. Für die vergangenen Jahre empfand ich diese Ausflüge immer als Bereicherung.
Das Hotel Dieu in Beaune hat mich beeindruckt, das Gründungsjahr wird mit 1443 angegeben und es ist erst seit 1971 als Museum zugänglich. Alle, die medizin-historische Geschichte interessiert, sollten da mal gewesen sein. Wir machen den Rundgang und staunen über die wundervolle Architektur. Anschließend ist noch Zeit für einen Cappuccino und dann geht es weiter.
Am nächsten Morgen starten wir unseren Weg in Le Puy-en-Velay, die Temperaturen sind angenehm und der Weg durch die Stadt lohnt sich, denn wir laufen über den Markt und erfreuen uns an dem überreichen Angebot an regionalen Köstlichkeiten.
Ein Schild in einer Seitenstraße zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und der noch 1522 km beträgt.
Nun beginnt die Via Podiensis und wir wenden uns in südwestlicher Richtung hinaus aus Le Puy. Der Aufstieg ist anstrengend, die Stimmung gut. Eine Pilgerschwester erinnert sich an ein Ostergedicht (Die Lerche stieg am Ostermorgen) und es wird uns ein Vergnügen sein, in den nächsten Tagen dieses lange Gedicht auswendig zu rezitieren. Es dauert allerdings fast die halbe Woche, bis wir alle den Text intus haben, was für gehörige Heiterkeit sorgt.
Über Montbonnet mit der Kapelle des hl. Rochus führt uns der Weg über Le Chier hinab zur Mühle Piqumeule.
Unser Tagesziel St-Privat-d’Allier ist bald erreicht und
wir halten in der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Kirche unseren
Abendimpuls.
Am anderen Tag ist es gar nicht so einfach, den weiteren
Jakobsweg zu finden, die Beschilderung ist nicht immer ganz eindeutig. Gott sei
dank haben wir unsere Führer, die zielsicher immer den richtigen Weg für uns
auf ihren detaillierten Karten finden. Wir erreichen den Weiler Combriaux und
erklimmen einen Höhenweg, auf dem wir weitergehen. Durch einen Wald geht es
dann ziemlich steil bergab, also daran werde ich mich wohl in 2800km nicht
gewöhnen können. Das ist einfach ultra anstrengend! Punkt!
Der Fluß Allier hat eine schmale, aber stabile
Stahlbrücke, über die wir sicher hinüberkommen. Monistrol ist bald darauf erreicht
und hier beginnt wieder ein Aufstieg, diesmal auf das Hochplateau der
Margaride. In Serpentinen ersteigen wir den Wald, bis wir in Montaure auf einer
Höhe von 1022 m ankommen. Das Wetter ist angenehm und so fällt das Laufen, auch
bergauf und bergab, leicht. Wir wandern durch die schöne Natur, entdecken viel
am Weg, so manchen verfallenen Bauernhof, der von der Landflucht in dieser
Gegend Zeugnis gibt. Am späten Nachmittag erreichen wir das Örtchen Clauze und
somit unseren Tagesendpunkt.
Der 4. Tag beginnt mit einer kleinen Andacht in im Weiler
Chanleilles. Hier lese ich die Geschichte vom Baum und vom Landstreicher, die
ich am Ende dieses Postes einfügen werde. Sie gibt uns viel Anregung zum
Gespräch auf dem weiteren Weg.
Buschwindröschen gibt es hier und ich freu mich darüber,
auch wenn mir, wie üblich, erst jemand sagen muss, dass das Buschwindröschen
sind. Ich und die Botanik, naja, auch so ein Thema wie ich und der
Orientierungssinn. Aber ich steh zu meinen Schwächen und frag halt, wenn ich
etwas nicht weiß.
Wir laufen an der Domaine du Sauvage vorbei , welche vom
Templerorden im 13. Jh. errichtet wurde.
Die Passhöhe Col de l’Hospitalet auf 1304m ist erreicht
und wir finden die Quelle des hl. Rochus, das Wasser soll bei Augenleiden und
bei der Wundheilung helfen. Nachmittags liegt St.-Alban-sur-Limagnole (hatte
ich schon erwähnt, wie schön ich allein diese Namen finde?) auf unserem Weg und
wir besichtigen die romanische Kirche und die Burg. Nach einer Pause geht’s
weiter und wir gehen eine gute Stunde und kommen in Les Estrets an, wo wir
diesen schönen Pilgertag beschließen.
Schon ist der 5. Tag und somit die Halbzeit unserer
Pilgerzeit angebrochen. Von Les Estrets aus sind es 23 km nach Finieyrols, die
wir heute zu gehen haben.
Aumont-Aubrac mit der Abtei St. Etienne , La
Chaze-de-Peyre, die Chapelle de Bastide und Lasbros erwandern wir. Nach der
Pause geht es weiter nach Les Quatre Chemins mitten durch das Aubrac. Die
Landschaft ist karg und weit und erinnert uns an die schottischen Highlands.
Die Wege sind überflutet, sumpfig und schwer zu gehen.
Wir sind jedoch gut mit Schuhwerk und unseren Wanderstöcken ausgerüstet, so
dass uns dies keine Kopfschmerzen bereitet und wir mit viel Spaß von Diele zu
Diele springen.
Was uns auffällt, Menschen begegnen wir nur ganz selten
in diesem Gebiet. So erreichen wir den Weiler Finieyrols, unser Tagesziel.
Von dort aus laufen wir am nächsten Morgen durch eine
schöne Landschaft und beobachten zwei Männer, die mit einem
landwirtschaftlichen Gerät Narzissen „mähen“, die für die Parfümherstellung
gebraucht werden.
Der Weiler Montgros ist erreicht und von dort aus geht es
schnell nach Nasbinals. In dieser Gegend, so erfahren wir, wohnen nur 6
Einwohner pro km², deshalb sehen wir wohl auch so wenige Menschen. Nun steht
der höchste Punkt der Via Podiensis auf 1368m an, den wir locker erklimmen.
Wieder wechseln wir das Departement und erreichen die Klosteranlage Domerie
d’Aubrac.
In früheren Zeiten war das Pilgern in dieser Gegend so
gefährlich, dass 1120 das Hospiz Notre-Dames-des-Pauvres gegründet wurde, von
dem heute noch die Kirche und der Turm stehen.
Abwärts geht in bis Saint-Chely-d’Aubrac, gute 500m
tiefer gelegen, wo wir unser Nachtquartier beziehen. Wir besichtigen das kleine
Örtchen mit dem obligatorischen Kriegerdenkmal mit dem Hahn darauf, die Kirche
und den Marktplatz.
Wieder ist ein 1. Mai gekommen und wir verlassen den schönen Ort über die Pilgerbrücke aus dem 16.
Jahrhundert.
Aufwärts geht es wieder einmal und vorbei an Les Recours,
Conailles, Les Cambrassats zum Weiler L’Estrade. Vorher rauf, dann wieder
runter zum Lot-Tal, nichts Neues für uns. St-Come-d’Olt ist ein wunderschöner Ort mit einem
mittelalterlichen Stadtbild.
Wir verlassen auch diesen Ort über eine Pilgerbrücke an
das andere Ufer des Lot. Steil geht es bergauf nach Espalion mit der Eglise de
Perse. Sie ist wunderschön und fast ohne Mobiliar. Wir singen tief ergriffen
von der Schönheit dieser romanischen Kirche und von der Dankbarkeit, so weit gekommen
zu sein .
Wir verlassen Espalion und erreichen Bessuejouls mit der
Kirche St. Pierre. Heute laufen wir viel auf Asphalt, was ich und wir alle
unangenehm spüren. Der große Teil des Weges führte bisher doch immer auf Feld-
und Wiesenwegen und auch wenn diese bei Regen nicht so schön sind, sind sie mir
doch tausendmal lieber als viel Teer und Asphalt.
Unser letzter Wandertag bricht an und wir starten, um
unser Tages- und Jahresziel Conques zu erreichen. Golinhac ist unser Punkt für
die Morgenandacht, in der Kirche St. Martin sammeln wir uns. Der Weg zieht sich
hin und bald liegt Espeyrac vor uns. Ein schöner Ort, wo wir eine kleine
Kaffeepause in einem Cafe machen. Die Besitzer sind von so vielen
Pilgern auf einmal einigermaßen überrumpelt, versorgen uns dann aber ganz wunderbar mit
Kaffee, den wir vor dem Cafe sitzend genießen.
Einen erstes Hinweis auf die hl. Fides, die Schutzheilige
von Conques, finden wir am Bauernhof Celis. Senergues und der Weiler St. Marcel
sind erreicht und weiter geht durch Wiesen und Felder, mit Auf- und Abstiegen,
bis wir auf einen Feldweg, der in einen ziemlich steil abgehenden Waldweg mündet,
das Hinweisschild nach Conques entdecken. Der Abstieg hat es noch in sich, aber
er will gegangen sein und am Ende wartet unser Jahresziel Conques.
Wenn man auf dem Platz vor der Kathedrale der hl. Fides
steht, fühlt man sich zurückversetzt ins Mittelalter oder zumindest auf das
Filmset eines Musketierfilmes.
Für den nächsten Tag haben wir eine Stadtführung gebucht,
wir gehen noch ins Tourismusbüro und lassen uns das nochmal bestätigen und dann
geht es zurück ins Nachtquartier. Am nächsten Tag machen wir einen Stop an
einem Aussichtspunkt, von wo man einen wunderbaren Blick hinunter auf Conques hat.
Dann zeigt uns eine junge Frau Conques und seine
Sehenswürdigkeiten. Besonders der Tymponon über dem westlichen Eingangsportal
der Kathedrale fesselt uns. Wie so oft ist das Jüngste Gericht dargestellt.
Leider kann unsere Führerin nicht ganz so gut deutsch,
was die Qualität der Führung sehr beeinträchtigt. Aber sie gibt sich Mühe und
so geht es dann schon. Nach der Führung haben wir noch etwas Zeit und wir
erkunden das Klostergelände und den Ort auf eigene Faust.
Heimwärts geht es dann am späten Nachmittag mit einem
Zwischenstop in Paray-le-Monial, denn mittlerweile können wir die Heimreise
nicht mehr in einem Zug fahren, da die Lenkzeiten des Busfahrers sonst ins
Wanken geraten.
Wir nutzen die Gelegenheit, das schöne Städtchen zu
besichtigen. Am andren Tag besuchen wir den Sonntagsgottesdienst in der
Klosterkirche der Dominikanerinnen. Wir sitzen als Zuschauer in dieser Kirche,
denn es sind wohl noch andere Gottesdienstbesucher als wir da, aber der
Priester wendet sich ausschließlich den Nonnen zu, was ich als merkwürdig
empfinde. Die Sprachhürde tut ihr ihriges und so fühle ich mich nicht
willkommen und zugehörig, schade.
Anschließend nehmen wir uns noch die Zeit, den Dom von
Paray-le-Monial mit einer Führung kennenzulernen. Diesmal kann unser Führer
perfekt Deutsch und es macht Freude, ihm zuzuhören.
Wir treten die Heimreise an, machen noch im Elsass einen
kleinen Zwischenstopp im Selestat und kommen am Abend daheim in
Langensendelbach an.
Der
Landstreicher und der Baum
"Da
stehst du nun" sagte der Landstreicher zum Baum. "Bist zwar groß und
stark, aber was hast du schon vom Leben? Kommst nirgendwo hin. Du kennst den
Fluß nicht und nicht die Dörfer hinter dem Berg. Immer an derselben Stelle! Du
kannst einem leid tun" Er packt sein Bündel fester und geht los. "Da
gehst du nun", sagte der Baum. "Immer bist du unterwegs. Hast keinen
Platz, an den du gehörst. Du kannst einem wirklich leid tun"! Der
Landstreicher blieb stehen.
"Hast
du das wirklich gesagt?" fragte er und schaute zum Baum empor. "Wer
sonst?" sagte der Baum. "Siehst du hier jemanden außer mir?"
"Ne" sagte der Landstreicher. "Meinst du wirklich, was du sagst?
Ich gehe in die Welt, Tag für Tag, ich kenne die Menschen und die Häuser mit
den rot gedeckten Dächern ..."
"Zu
mir kommt die Welt" sagte der Baum. "Der Wind und der Regen, die
Eichhörnchen und die Vögel. Und in der Nacht setzt sich der Mond auf meine
Zweige".
"Jaja"
sagte der Landstreicher. "Aber das Gefühl zu gehen - Schritt für
Schritt"
"Mag
schon sein", sagte der Baum, "aber das Gefühl zu bleiben - Tag und
Nacht" "Bleiben" sagte der Landstreicher nachdenklich, "zu
Hause sein. Ach ja" sagte er. Und der Baum seufzte: "Gehen, unterwegs
sein zu können - ach ja"
"Wurzeln
zu haben" sagte der Landstreicher, "das muss ein tolles Gefühl
sein"
"Ja"
sagte der Baum, "ganz ruhig und fest ist es. Und wie lebt man mit den
Füßen?" "Leicht", sagte der Landstreicher, "flüchtig und
schnell". "Wenn wir tauschen könnten" sagte der Baum, "nur
für eine Weile"
"Ja",
sagte der Landstreicher, "das wäre schön".
"Lass
uns Freunde sein", sagte der Baum. Der Landstreicher nickte und sah ihn
an. "Ich werde wieder kommen" versprach er "und ich werde dir
vom Gehen erzählen". "Und ich" sagte der Baum, "erzähle dir
dann vom Bleiben. Möchtest du das?"
(Verfasser
leider unbekannt)
Seid behütet
eure Karin