Sonntag, 15. Mai 2016

14.05.2016 - Gößweinstein

Ein kleiner Post zwischen den Zeiten .....

Nach dem Jakobsweg ist vor dem Jakobsweg - noch einmal gilt das für uns und so sind wir schon mittendrin im Jahr 2017, zumindest mit dem Finger auf der Landkarte planen wir unseren Weg. Wie sollen die Etappen sein, welchen Weg nehmen wir, den schweren oder den auf dem Pilgerlaufband?
  Da sind wir zumindest einig - dieses Pilgerlaufband an der Autobahn entlang ist einfach nur schrecklich. Da laufen wir wirklich gerne auch einen längeren Weg, der landschaftlich schöner ist als der Schnelle, der uns rasch ans Ziel bringt. 

Da wir im nächsten Jahr parallel zu unserer Tour auch eine Pfarrfahrt anbieten wollen, die zeitgleich mit uns in Santiago ankommen soll, sind wir schon fleißig am Planen. Und das wird auch noch ein bisschen dauern, gut Ding braucht eben Weile. 

Gestern war Wallfahrt bei uns. Traditionell gehen die Langensendelbacher immer am zweiten Samstag im Mai nach Gößweinstein. 32 km liegt der Wallfahrtsort von unserem kleinen schönen Ort entfernt. 

Wir starten um 4.00 Uhr, versehen mit dem Pilgersegen. 4.00 Uhr, das ist schon immer sehr früh, aber wir laufen in den Tag hinein und das ist wiederum wunderschön. 




Unsere Blaskapelle begleitet uns auf unserem Weg und im Gegensatz zu unserer Pilgerei, wo wir am Morgen, auf dem Weg und am Abend uns zu Impulsen und Liedern versammeln, wird bei der Wallfahrt auf dem ganzen Weg gebetet und gesungen. Das klingt recht viel, aber eigentlich ist das an einem Tag einfach nur gut. Ich möchte es nicht an 10 Tagen hintereinander, aber das unterscheidet ja auch das Pilgern vom Wallfahren. 

Und dieser Tag des Wallfahrens ist einfach dem Gebet gewidmet und unser Wallfahrtsführer Vitus macht das einfach nur gut. Er mischt traditionelle Gebete wie den Rosenkranz mit neuen, modernen Texten. Gut, die eine oder andere Liedstrophe aus sehr alten Wallfahrtsliedern möchte ich nicht unterschreiben, aber da sing ich halt einfach nicht mit und dann kann ich das gut für mich stehen lassen. 



Unser Weg führt uns über Effeltrich und Gaiganz nach Kunreuth. Dort machen wir eine kleine Pause, es ist schon hell und ein Schluck Wasser oder ein Apfel kommen jetzt gerade recht. Heuer sind es 125 Fußgänger, die den ganzen Weg nach Gößweinstein gehen, später werden in Wichsenstein noch zwei Busse mit Langensendelbachern dazukommen, die den Weg von Wichsenstein nach Gößweinstein mitlaufen werden. 



Und für alle, die gar nicht mehr mitlaufen können, fährt dann der Bus noch weiter nach Gößweinstein, wo sie sich dann beim Einzug in die Basilika anschließen können. Ich freue mich über diese vielen Möglichkeiten, die jedem ermöglichen, so teilzunehmen, wie es bei ihm grade geht. Und ich freue mich, dass so viele junge Menschen gerade den ganzen Weg mitgehen. Heuer sind wir etwas weniger als so manches Mal, es sind schon Pfingstferien und da sind einfach schon viele im Urlaub. 



Unser Wallfahrtsbild wird von Flori vorangetragen, daneben laufen zwei Ministranten mit  unseren Kirchenfahnen. Außerhalb der Ortschaften recht lässig über die Schulter gelegt, in den Ortschaften kerzengerade vorneweg. Es ist für viele unserer Minis eine Ehrensache, bei der Wallfahrt dabei zu sein und die Fahnen mit zu tragen. Auch unsere Tini war immer dabei. Das ist nicht selbstverständlich und wir sind auch als Pfarrei und ich persönlich als Vorsitzende des Pfarrgemeinderates sehr dankbar für dieses Engagement. Auch bei der Blasmusik sind viele unserer Minis und Jugendlichen dabei und ich finde das einfach klasse, dass sie sich an diesem Tag in den Dienst der Sache stellen. Es gäbe sicher auch andere Möglichkeiten, den Pfingstsamstag zu verbringen. Aber da spüre ich einfach viel Gemeinschaft und das ist großartig. 




Nach Kunreuth kommen wir nach Mittelehrenbach und verlassen gottseidank die Straße, die hier genauso unschön zu laufen ist wie in Spanien und biegen auf einem ansteigenden Weg in Richtung Moritz ein. 

Auf einem Bergabsturz aus Kalkgestein nahe der Straße von Leutenbach nach Egloffstein befindet sich die romantisch gelegene St. Moritzkapelle. Sie diente wahrscheinlich den Herren von Ludunbach als Burgkapelle . Sie soll über einen unterirdischen Gang mit der Burg auf dem Burgstein verbunden gewesen sein - erwiesen ist dies aber nicht. In einer Forchheimer Gerichtsakte aus dem Jahr 1465 ist die Moritzkapelle erstmals erwähnt. Sie trug damals den Namen St. Mauritius zu Oberleutenbach und gehörte zusammen mit Niederleutenbach (dem heutigen Leutenbach) zur Pfarrei Kirchehrenbach. 



Direkt am Parkplatz neben der Straße nach Egloffstein befindet sich der Moritzbrunnen, eine einfache Feldkapelle mit der Figur des Hl. Mauritius, als Ritter in voller Rüstung. Die ursprüngliche Figur wurde entwendet und ist für immer verschwunden. Der Leutenbacher
Georg Drummer hat die Figur nachgeschnitzt und bemalt .Durch das Eingangstor neben dem Eremitenhäuschen betritt man den Friedhof, der als Sechseck um die Kirche angelegt ist. Er ist von einer etwa 1 Meter hohen Mauer umfriedet. Kirche und Friedhof waren bei Angriffen die letzte Zufluchtsstätte für die Bewohner des verschwundenen Weilers Oberleutenbach. Dieser bestand nur aus wenigen Häusern.


Unterhalb St. Moritz auf der südwestlichen Seite rauscht der Silberbach, der einen schönen Wasserfall bildet. Er soll in früherer Zeit eine Mühle angetrieben haben. Es wird vermutet, dass Oberleutenbach eine Ansiedlung von Bergleuten war, die dort nach Silber schürften. Dieser Bergbau erklärt auch die oft genannten unterirdischen Gänge in diesem Bereich.

Dort machen wir traditionell die erste längere Pause. Das Versorgungsauto ist da, manche genießen schon ein Bier, was mir in dieser frühen Morgenstunde wahrlich ein Rätsel ist, aber jedem das seine. 20 Minuten lassen wir uns Zeit, um dann wieder aufzubrechen. Der lange Zug formiert sich und los geht es wieder mit Gebeten und Liedern. 




Wir laufen durch unser schöne fränkische Heimat und ich erfreue mich am beginnenden Tag und an der Natur. Das Wetter passt prima, die ganze Woche wurde ein horrormäßiges Wetter für den Samstag vorhergesagt und nun ist einfach nur alles laufmäßig perfekt. 

Wir erreichen Hundsboden und den Wildpark Hundshaupten, wo Jahr für Jahr meine Eltern mit ausreichend viel Kaffee für die ganze Wallfahrt sorgen. Seit früh um 4.00 stehen sie in ihrer Küche und kochen Kanne für Kanne, damit wir alle Kaffee und Tee in Hundshaupten bekommen. Einfach so, weil es uns gut tut, ganz ohne viel Aufsehen und ohne große Worte. Sie sind Vorbilder für mich, weil sie nicht nur reden, sondern einfach tun und das schon immer, was für ein Geschenk für uns.



Nach der Kaffeepause steht Oberzaunsbach, Schweinthal und dann der Wichsensteiner Berg an. Steil ist er, nicht lange, aber anstrengend eben doch auch. Aber er gehört einfach dazu  und so gehen wir ihn. Natürlich wird auf solchen Strecken nicht gebetet, da ist Zeit zum Unterhalten und miteinander ins Gespräch kommen. 

Oben in Wichsenstein warten schon die, die mit dem Bus gekommen sind, auf uns. Nun ist es schon ein sehr langer Zug, der sich wieder in Bewegung setzt, gut 200 Menschen zählen wir nun. Der Weg führt uns wieder auf der Straße aus Wichsenstein hinaus und biegt dann in einen Feldweg ein, der uns ein paar Kilometer weit bis auf die Anhöhe bei Leutzdorf vor Gößweinstein führt. Es ist ein schöner Weg, der uns auch durch den Wald und über Wiesen und Felder führt. Wie schön ist es bei uns, ich bin dankbar, hier zu Hause sein zu dürfen. 

Oben angekommen, ziehen sich unsere Ministranten um und kleiden sich in die Minigewänder, die unsere Mesnerin eingepackt hat. Pfr. Roy zieht sein Meßgewand an, alle richten Frisuren und Jacken, schließlich wollen wir einen guten Eindruck machen, wenn wir einziehen. Nein, so ist es natürlich nicht, es gehört einfach dazu.  

"Sei gelobt und hochgepriesen", kurz vor halb zwölf erreichen wir das Ziel unserer Wallfahrt, trockenen Fußes und in guter Laune. Alle, die mit dem Bus ganz hochgefahren sind, reihen sich in unseren Zug ein. Wir singen aus voller Kehle und es macht einfach Freude, miteinander nach einem langen Weg am Ziel zu sein. Wir ziehen singend in die Basilika ein und werden dort vom Wallfahrtspfarrer und unserem Bürgermeister begrüßt. 



Nach der Legende entstand die Wallfahrt im Jahre 934 zur Zeit Heinrichs I. Im Jahre 1240 soll dann Konrad III. eine Kirche gebaut haben, die im 14. Jahrhundert einen Neubau weichen musste. Ungeklärt ist aber die Frage, warum und wann die Kirche der Heiligsten Dreifaltigkeit geweiht wurde. Das jetzige Gnadenbild, das die Krönung Mariens durch die Dreifaltigkeit zeigt, dürfte aus der Zeit um 1510 stammen.

Als in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Dreifaltigkeitsverehrung in Deutschland zunahm, kam dies auch der jungen Wallfahrt von Gößweinstein zugute. Immer mehr Pfarreien aus der näheren Umgebung zogen regelmäßig zu dem mittelalterlichen Dreifaltigkeits-Gnadenbild. Bedeutend gefördert wurde die Wallfahrt in dieser Zeit durch einen Ablass, den Papst Julius II. Gößweinstein gewährte. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war der Wallfahrerstrom schon so groß, dass man Dominikaner, Franziskaner und Kapuziner aus Bamberg zur Unterstützung der Geistlichen nach Gößweinstein rufen musste.Im 18. Jahrhundert, als die Wallfahrt Ihren Höhepunkt erreichte, wurden in den Pilgerverzeichnissen auch Gruppen aus Oberfranken, Unterfranken und der Oberpfalz aufgeführt. Die große Beliebtheit der Wallfahrt schuf auch die finanziellen Voraussetzungen für den Neubau der Wallfahrtskirche, für den 1730 der Grundstein gelegt wurde.




Gößweinstein gehört heute neben Vierzehnheiligen zu den meistbesuchten Wallfahrtorten Frankens, vor allem des Bistums Bamberg. Zwischen Mai und Oktober gibt es keinen Samstag und Sonntag, an dem nicht Wallfahrergruppen aus ganz Oberfranken, aus Unterfranken und der Oberpfalz nach einem oft mehrtätigen Fußmarsch mit Blasmusik in die barocke Basilika einziehen. Gegenwärtig sind es im Jahr nahezu 120 Wallfahrergruppen, die nach Gößweinstein pilgern. Hinzu kommen ungezählte Bus- und Einzelwallfahrer sowie Kunstinteressierte, die den Gnadenort besuchen.  


Die Basilika trat an die Stelle der spätmittelalterlichen Kirche, die zu klein war für die vielen Wallfahrer. So entschloss man sich zu einem Neubau, der nach den Plänen des bambergischen Hofbaumeisters Balthasar Neumann 1730 begonnen wurde. Vor der ausladenden Terrasse mit den geschwungenen Mauern und Brüstungen erhebt sich die geniale Westfront der Kirche mit den beiden Türmen. Der Wallfahrtsbasilika liegt als Idee das Glaubengeheimnis der heiligsten Dreifaltigkeit zugrunde, ein Thema, das die Künstler faszinierte und zu Meisterleistungen inspirierte. Mittelpunkt des majestätischen Hochaltars von Johann Michael Küchel ist das aus Lindenholz geschnitzte Gnadenbild. Es zeigt die Dreifaltigkeit bei der Krönung Mariens.

Unterhalb des spätgotischen Bildes sind die beiden Priester des Alten Bundes dargestellt, Abraham und Melchisedeck. Die Figuren bilden zusammen mit dem Gnadenbild ein Dreieck, ebenso wie der prächtige Baldachinmantel des Hochaltars. Beide Dreiecke symbolisieren die Dreieinigkeit. Ein weiteres Dreieck entsteht auch durch Hochaltar, Marienaltar und Kreuzaltar. Die Mitte des Marienaltars bildet eine geschnitzte Figur der Immaculata, der unbefleckten Jungfrau, flankiert von Joachim und Anna. Dem Marienaltar gegenüber liegt der Kreuzaltar. Ein besonders Meisterwerk stellt die Kanzel dar. An der Kanzelbrüstung sitzen Skulpturen der vier Evangelisten Matthäus , Markus, Lukas und Johannes.Besondere Beachtung verdienen neben der herrlichen Orgel die Deckenfresken nach Plänen von Küchel sowie die meisterhaften Stukkaturen des Wessobrunners Franz Jakob Vogel mit vielen Engeln und Wappen der geistlichen und weltlichen Herrscher.




Nach dem Einzug ist es Zeit für die Einkehr. Die muss einfach sein und wir genießen es. Um 14.00 Uhr treffen wir uns zum Kreuzweg, der auf einem langen Weg den Berg hoch bis zum Hohen Kreuz liegt. Das hat etwas Besonderes, auf dem Weg zu sein und den letzten Weg von Jesus zu betrachten. Oben angekommen spielt unsere Musik unser zweitliebstes Wallfahrtslied "Heiliges Kreuz sei hoch verehret" , vielleicht muss man auch einfach da hineingewachsen sein, um das so zu empfinden. Ich bin es und ich freue mich Jahr für Jahr darauf. 

Um 17.00 Uhr feiern wir unser Wallfahrtsamt, die Basilika ist voll, viele Langensendelbacher, die nicht mit zur Wallfahrt konnten, kommen extra am Abend mit dem Auto zum Gottesdienst. Anschließend ziehen wir dann mit Musik wieder den Berg hinunter, wo etliche Busse auf uns warten, die uns wieder nach Hause bringen. Dort angekommen, formieren wir uns das letzte Mal für dieses Jahr zu einem Zug, um von der Schule, wo die Busse halten, zur Kirche zu ziehen. Singend und betend, so wie den ganzen Tag. Nach den Dankesworten von Pfarrer und Bürgermeister kommt für viele einer der Höhepunkte des Tages, gemeinsam - ich kann es nicht anders sagen - schmettern wir "Leise sinkt der Abend nieder" ja, man muss es wohl erlebt haben, um zu verstehen, warum ich selbst beim Schreiben eine Gänsehaut vor lauter Rührung bekomme. Dieses Lied ist ja auch für uns Jakobspilger die Verbindung zu unserem Weg, wir haben es uns zu eigen gemacht und singen es oft auch auf dem großen Weg. 

Was für ein schöner Tag. Dankbar bin ich und froh, es geschafft zu haben, auch wenn es "nur" ein Tag und "nur" 32 km waren. 




"Vor dir stehen wir, Gott,
mit beiden Füßen auf dem Boden,
verwurzelt mit unserer Mutter Erde.

Geerdet
Spüren wir den Himmel über uns.
Eingebunden sind wir in Schöpfung und Kosmos.
Unsere Füße am Boden, den Kopf im Himmel
So verbinden sich Himmel und Erde.

Lass uns achtsam stehen unter deinen Sternen

Und lass Bewusstsein in uns entstehen, für einen behutsamen Umgang mit dieser, deiner Schöpfung, in die du uns gestellt hast.

Unter dem Sternenhimmel
Wollen wir uns neu beflügeln lassen
Zu einem Leben
Das vom Ankommen Gottes durch uns erzählt."

Seid behütet
Eure Karin